Der Schratl
In der Gegend von Heimschuh lebte um 1830 ein kleines, buckeliges Männlein bei einem Bauern. Die Leute in der Umgebung sahen in ihm ein Wesen, das „halb Mensch – halb Teufel“ war. Dieser Kerl hatte seine Hände überall im Spiel, kurz gesagt: „Ein echter Schratl!“
Einmal nahm er einen Fuhrwagen auseinander, trug die Teile einzeln auf ein Dach und setzte dort in luftiger Höhe den Wagen wieder zusammen. Dann hockte sich der Wicht auf das Gefährt und grinste schadenfroh herunter.
Sonst war er fleißig, half der Bäuerin beim Brotbacken, da sprang er mit dem Teig in den glühenden Backofen hinein, legte die Laibe hin und hüpfte, ohne dass ihm nur ein Haar versengt wurde, fröhlich wieder aus dem Ofen heraus.
War unter den benachbarten Bauersleuten einer krank, ging man zum Schratl und bat ihn bei der Arbeit behilflich zu sein. So ließ er einmal von einem Bauern das Vieh von den Ketten, trieb alle auf die Weide zum Grasen, siehe da, keines der Tiere bewegte sich von der Wiese fort. Am Abend pfiff der Schratl, alle setzten sich geordnet in Marsch und strebten ihrem Stall zu.
Als durch Ernteausfall kein Getreide mehr vorhanden war, somit auch kein Brot zum Essen auf den Tisch kam, schlich sich der Schratl eines nachts in die „Heimschuher-Mühl“ und kam mit einigen Säcken Getreide zurück. Die Bauersleute kamen aus dem Staunen nicht heraus, in der Mühle ging nichts ab, man beließ es beim Wunder und erzählte keinem von den Taten des Schratl’s.
Nachzulesen „Südsteirische Sagenwelt“ eine Sagenreise durch den Bezirk Leibnitz, von Peter Stelzl.
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